Mein Auslandsjahr hat vor 100 Tagen, also am 19. Januar mit dem Hinflug angefangen.
In Costa Rica bin ich seit dem 20. Januar, also seit 99 Tagen.
Zu diesem Anlass habe ich mir gedacht, dass ich ja mal wieder einen Blogeintrag schreiben könnte.
In diesem Blogeintrag möchte ich Euch über die Schwierigkeiten mit dem Visum berichten, meine Spanischfortschritte erläutern, Kulturschocks aufzählen und ein paar Fotos zeigen, die es bisher noch nicht auf den Blog geschafft hatten.
Mein Visum
Das mit dem Visum ist ein bisschen kompliziert:
Also, ich habe noch kein Visum und werde auch erstmals keines haben:
Mit dem Zusammensuchen der Dokumente für das Visum haben wir schon ca. ein Jahr vor meinem Auslandsaufenthalt angefangen. Das bedeutete einen neuen Reisepass beantragen, eine internationale Geburtsurkunde und ein amtliches Führungszeugnis besorgen usw. Der schwierigste Teil war aber definitiv die Bestätigung zur Aufnahme auf der Schule in Costa Rica zu bekommen. Dafür ließen wir erst Zeugnisse beglaubigt übersetzen, nach einigem Nachfragen bekamen wir Fragebögen von der Schule zugesandt, die wir ausfüllten, nach weiterem Nachfragen bekamen wir den Preis der Schulgebühren genannt und dann schließlich auch noch die Kontonummer um das Geld zu überweisen.
Soweit ich mich erinnere, fingen wir bereits kurz nach den Sommerferien an, Kontakt zur Schule aufzunehmen und bis zur endgültigen Bestätigung dauerte es dann bis Dezember. Es war also wirklich eine enorme Energie, die wir investieren mussten um die Bestätigung, die für das Visum nötig war, zu erhalten. Vielen Dank an der Stelle auch nochmal an Wendy für die Kommunikation mit der Schule und die große Unterstützung mit dem Spanisch!
Jedenfalls konnten wir das Visum dann erst kurz vor Abflug beantragen.
Man kann aber zum Glück mit einem Touristenvisum 90 Tage hier verbringen.
Wir hatten bereits verschiedene Lösungen überlegt, falls ich das Visum nicht rechtzeitig bekomme, wie zum Beispiel die Aus- und wieder Einreise in ein Nachbarland oder sogar ein Flug nach Deutschland, nur um direkt danach wieder zurückzureisen. Es kam und kam keine Rückmeldung der Botschaft bezüglich des Visums, bis meine Eltern dann vor kurzem nachgefragt haben: Die Ausländerbehörde in Costa Rica ist aufgrund des Coronavirus geschlossen, weshalb wir mindestens bis Ende Mai warten müssen. Das bedeutet im Rückschluss, dass ich jetzt praktisch illegal, weil ohne Aufenthaltsgenemigung, in Costa Rica bin – hupsi…
Was macht mein Spanisch?
Ich glaube, dass ich bereits Fortschritte in Spanisch gemacht habe. Ich verstehe um einiges mehr, als am Anfang und auch mein aktiver Wortschatz hat sich bereits erweitert.
Trotzdem habe ich gerade das Gefühl nicht so schnell weiterzukommen, da ich nicht viele Möglichkeiten habe, Spanisch zu sprechen. Ich übe das Schreiben auf Spanisch kaum, da ich ja nicht mehr zur Schule gehe. Ich versuche mir aber gerade ein bisschen Spanisch selbst beizubringen, indem ich Hörbücher auf Spanisch höre, lese und ein bisschen Vokabeln übe.
Kulturschocks
Ich habe hier schon ein paar Kulturschocks erlebt:
- Hier isst man nie zusammen, außer an Geburtstagen oder anderen besonderen Festen. Am Anfang, als ich das noch nicht verstanden hatte, habe ich am Tisch immer auf die anderen gewartet, um anzufangen. Dann hat mir aber eines Tages meine Gastmutter erklärt, dass hier jeder isst, wann er will. Ich finde es schade, dass man hier so selten zusammen isst.
- In der Stadt sind unglaublich viele junge Leute. In Deutschland sind auch mehr junge, als alte Leute in der Stadt, aber hier habe ich das Gefühl, dass fast ausschließlich junge Leute in der Stadt sind. Mir ist auch aufgefallen, dass es hier kaum Ausländer gibt. Ich glaube, ich habe fast noch niemand Dunkelhäutigen, Blonden oder eine Frau mit Kopftuch gesehen. Alle sehen hier sehr mittelamerikanisch aus.
- Wenn ein Hund am Wegesrand sein Geschäft macht, wird das hier nie weggemacht. In Deutschland habe ich auch schon ab und zu extra Ständer mit Plastiktüten gesehen. So etwas gibt es hier, glaube ich, nicht.
- Hier grüßt man sich immer, auch wenn man sich kaum oder sogar gar nicht kennt. Das kann man sich als jemand, der eigentlich in einer Stadt wohnt, kaum vorstellen.
- Der Fernseher läuft hier dauerhaft, sogar wenn niemand in der Nähe ist, um zuzuschauen. Ehrlich gesagt vermisse ich ein bisschen die Ruhe, die man in Deutschland hat. Mich nervt das Dauergelaber nämlich, vor allem beim Essen.
- Hier besitzt fast niemand ein Fahrrad und falls doch, benutzt man es nicht als Transportmittel um von A nach B zu kommen. In Darmstadt bin ich jede Strecke mit dem Fahrrad gefahren, weil es einfach praktisch und schnell ist. Hier fährt man immer mit dem Auto oder läuft zu Fuß. Ich glaube, ich habe noch nie hier jemanden in der Stadt auf einem Fahrrad gesehen. Fahrradwege gibt es deshalb logischerweise auch nicht.
- Irgendwie gibt es hier auch kaum Gewürze. Im Haus haben wir praktisch nur Salz, Zucker, Pfeffer und Zimt. Kaum vorstellbar für mich. Kräutersalz oder Gemüsebrühe scheinen hier vollkommen unbekannt zu sein!
- Was hier auch total anders ist, als in Deutschland, ist die Erziehung. Zum Beispiel begegnen sich Eltern und Kinder nicht auf Augenhöhe. Ich habe von Familien gehört, bei denen es sogar normal sei, dass die Kinder zur Bestrafung geschlagen würden.
- Die Rollenverteilung ist hier in vielen Familien so, wie ich es aus der Familie meines Vaters kenne: Der Mann arbeitet und die Frau schmeißt den gesamten Hauhalt.
- Manchmal weiß ich nicht, in welcher Zeit ich lebe, nicht nur weil durch die andere Zeitzone Deutschland Costa Rica 8 Stunden voraus ist…
Fotos
Hier kommen noch ein paar Fotos, die bisher noch nicht auf dem Blog sind, da ich keinen Text geschrieben hatte:








