Reserva Playa Tortuga

Ich mache gerade ein Praktikum bei Reserva Playa Tortuga (RPT). Das ist ein nicht-gewinnorientiertes Forschungs- und Bildungszentrum, zu dem ein Waldstück von knappen 700.000 m2 gehört, das direkt an der Pazifikküste liegt.

Zum RPT kommen normalerweise sehr viele Freiwillige, die hier bei den Forschungsprojekten und im Tierschutz mithelfen.

Eines der Hauptprojekte von RPT, das sowohl Tierschutz als auch Forschung umfasst, sind die Meeresschildkröten. Sie legen ihre Eier nachts an dem Strand ab. Es muss sowohl in der Nacht, als auch sehr früh morgens nach Schildkröten“nestern“ gesucht werden, um diese auszubuddeln und an einen sicheren Ort zu bringen. Wenn sie nämlich am (öffentlichen) Strand bleiben, dann kommen Menschen, die sie stehlen, um sie zu essen oder um sie weiterzuverkaufen als „Delikatesse“.

Gleichzeitig nehmen wir hier am RPT alle möglichen Daten auf, von der Panzergröße der Schildkröte, über den genauen Ort (GPS), bis hin zur Anzahl der Eier.

Ich war auch schon auf vielen Patrouillen und habe sehr viel Glück gehabt: Bei meiner ersten Nachtpatrouille habe ich eine Oliv-Bastardschildkröte gesehen, wie sie ein Loch gebuddelt hat, Eier gelegt hat und das Loch wieder geschlossen hat. Das war ziemlich beeindruckend!

SchiOliv-Bastardschildkröte die Eier legt

Das folgende Video zeigt die Schildkröte, während sie Eier legt. Das Licht ist rot, da dieses die Schildkröte nicht stört. Wird hingegen weißes Licht benutzt, kann es sein, dass die Schildkröte, ohne Eier zu legen, ins Meer zurückkehrt.

Ich verbuddele Schildkröteneier an einem sichereren Ort

Ich habe aber auch schon bei vielen anderen tollen Projekten mitgeholfen, zum Beispiel beim Bäumepflanzen und bei verschiedenen Beobachtungsprojekten (monitoring projects) von Tieren: roten Aras, Affen, Schlangen.

Agalychnis callidryas, Rotaugenlaubfrosch, Variante vom Pazifik, deshalb orangene Streifen statt blaue
Brüllaffe
Dendropsophus ebraccatus
Fledermäuse tagsüber in ihrem Zelt
Hyalinobatrachium valerioi
Hypsiboas rosenbergi
Kapuzineraffe
Krebs
Weiße Fledermaus
Vogel

Heute ist erst mein dritter Arbeitstag hier und ich habe das Gefühl, ich wäre hier schon mindestens eine Woche, so viel Tolles habe ich bereits erlebt und gesehen.

Schokolade selber machen

Ich habe gelernt, wie man Schokolade selber macht! Hier im Garten gibt es einen Kakaobaum.

Sind die Kakaosamen getrocknet, werden sie über einem Feuer angeröstet. Das riecht sehr lecker, während dem anrösten haben wir Kakaofrüchte gegessen. (:

Die Samen lässt man dann ein bisschen abkühlen und dann werden sie geschält und gemahlen. Die Kakaomasse wird mit Zucker vermischt (hier wird Zuckerrohr benutzt). Daraus werden dann kleine Schokoladenstückchen geformt.

Es hat echt richtig lecker geschmeckt!

Longo Mai

Praktikum

Ich bin gerade in einem Dorf, das Longo Mai heißt. Longo Mai hat seine Ursprünge in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. In dem Longo Mai in Costa Rica, wo ich jetzt gerade auch bin, leben viele Flüchtlingsfamilien aus Nicaragua und vor allem aus El Salvador.

Im Vordergrund stehen die Dorfgemeinschaft und landwirtschaftliche Selbstversorgung. Für die Selbstversorgung des Dorfes werden Mais, Bohnen, Reis, Yuca (Maniok), Bananen, Plátanos (Kochbananen), Fleisch, Milch, Eier, Früchte etc. produziert, für den Markt vor allem Kaffee und Zuckerrohr.

Hier mache ich verschiedene Arbeiten:

Am Montag habe ich geholfen Unkraut, das um Kaffeepflanzen herum wächst, zu jäten. Die meisten Leute, die Kaffee anbauen, benutzen Spritzmittel um das Unkraut zu vernichten und sich viel Arbeit damit zu sparen. Eine Nachbarin hat aber eine Bio-Kaffee-Plantage, sie benutzt keine chemikalischen Spritzmittel. Dementsprechend hat sie mehr Arbeit, als wenn sie den Kaffee konventionell anbauen würde und sie verdient weniger Geld, weil ihr Kaffee weniger Ertrag bringt. Aber ihr ist es das trotzdem wert, weil sie so die Natur schützt und auf eine nachhaltige Weise Ressourcen verwendet. Ich finde das sehr unterstützenswert, deshalb habe ich ihr geholfen Unkraut zu jäten.

Am Mittwoch war ich mit Leuten aus dem Dorf unterwegs um Fotos im Primärwald von Longo Mai zu machen. Diese Fotos werden dann benutzt um ein Schild zu machen. Ich weiß aber auch noch nicht so genau, was der Zweck dieses Schildes sein wird (vermutlich eine Art Infoschild).

Bach
Baumriese
Blüten, die auf dem Waldboden lagen
Pilze im Primärwald

Die anderen Tage (Dienstag, Donnerstag und Freitag) habe ich einer anderen Nachbarin in ihrem Garten mitgeholfen, sie baut vor allem Gemüse und Kräuter an.

Hier bleibe ich noch eine weitere Woche und dann werde ich bei einem Meeresschildkrötenprojekt mitarbeiten.

Mamón Chino

Eine Frucht die ich hier in Costa Rica kennengelernt habe und die mir sehr gut schmeckt heißt Mamón Chino oder auf deutsch Rambutan. Die Frucht ist aus der gleichen Familie wie Litschi. Hier in Longo Mai gibt es jede Menge Bäume davon, die voll hängen!

Mamón chino
Mamón chino

Mein neues Haustier

Ich habe vor ein paar Tagen ein neues Tier in meinem Zimmer hier entdeckt. An Mitbewohner, wie Geckos und alle möglichen Insekten (z.B. Ameisen, Käfer, Stechmücken und manchmal auch Kakerlaken), bin ich bereits gewöhnt. Eine ganz neue Erfahrung ist es mir ein Zimmer mit einem Skorpion zu teilen. Am Anfang war er mir nicht ganz geheuer, das sind ja schon relativ große und eben auch giftige Tiere. Ich habe also gefragt, ob mir Edith, bei der ich wohne, helfen kann ihn rauszuholen. Wir haben ihn dann aber nicht gefunden. Jetzt bin ich ganz froh darüber, sie wollte ihn nämlich mit Gift töten und der Arme kann ja nichts dafür, dass er giftig ist. ):

Ich sehe ihn auch nicht immer. Meistens, wenn ich ihn aber finde, ist er der Ritze einer Wand versteckt, manchmal schauen seine Zangen heraus. Einmal habe ich ihn auch über die Wand krabbeln sehen. Von mir aus kann er hier wohnen bleiben, so lange er weg von meinem Gepäck und vor allem meinem Bett bleibt. Ich kann nämlich ganz gut darauf verzichten von ihm gestochen zu werden…

Trapez

Heute haben wir es geschafft mein Trapez zwischen zwei Bäumen aufzuhängen.

5.8.2020: Der 200. Tag meines Auslandsjahres

Heute ist der 200. Tag meines Auslandsjahres.

Heute vor 200 Tagen bin ich ins Flugzeug gestiegen, ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet. Ich bin davon ausgegangen, das ganze Jahr bei einer Familie zu verbringen, an einem Ort zu wohnen und dort zur Schule zu gehen.

Jetzt ist ja alles aber ganz anders gekommen, wie ich bereits in den vorigen Blogbeiträgen geschrieben habe.

Ich möchte in diesem Beitrag meine Zeit in Costa Rica reflektieren und euch ein bisschen über meine persönliche Entwicklung und meine Fortschritte erzählen.

Ich bin jetzt fünf Mal zu – für mich völlig fremden – Menschen ins Auto gestiegen, ohne zu wissen, was mich erwartet und wen ich da eigentlich vor mir habe. Zuerst meine erste Gastfamilie, dann Karla, dann eine Nachbarin von Analia, die mich zu Analia gebracht hat, dann Xinia, die Leiterin vom Ecocentro Danaus und zuletzt der Sohn meiner letzten Gastfamilie in Monteverde.

Ich habe fünf Mal komplett von Neuem anfangen müssen, fünf Mal meine Schüchternheit überwinden müssen (ich kann ziemlich schüchtern sein…) und fünf Mal neue Freundschaften geschlossen.

Jedes Mal war es schwierig für mich, den Ort, an dem ich gewohnt habe zurückzulassen und nochmal von vorne zu beginnen. Gleichzeitig habe ich aber auch neue Erfahrungen gesammelt, neue Menschen kennengelernt und neue Erlebnisse gehabt.

Und ich kann eins sagen: Es hat sich gelohnt! Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, wunderschöne Landschaften und beeindruckende Wälder gesehen, tolle Tiere fotografiert, leckere Essen probiert und vieles mehr. Und es fällt mir inzwischen deutlich leichter neu anzufangen, Leute anzusprechen, egal, ob das, was ich da jetzt auf Spanisch sage hundertprozentig richtig ist oder nicht. Ich habe oft meine Komfortzone überschritten und neues gewagt und ich bin zufrieden mit den Entscheidungen die ich getroffen habe. Insbesondere damit, dass ich dieses Jahr hier in Costa Rica nicht nur bei einer Gastfamilie wohne und zur Schule gehe (bzw. virtuellen Unterricht habe) sondern, dass ich reise und Praktika und Freiwilligenprojekte mache.

Ich habe hier plötzlich so viel Zeit, wie ich in Deutschland noch nie hatte, einfach, weil ich jetzt eben nicht mehr zur Schule gehe (und auch die Costa-Ricanische Schule hat deutlich weniger Zeit beansprucht). Also war ich das erste Mal in meinem Leben wirklich mit Langeweile konfrontiert. Weil ich aber zu den Menschen gehöre, die immer was machen müssen und sich nicht nur einfach so auf die Couch vor den Fernseher setzten können, habe ich jede Menge neues ausprobiert, gelernt und neue Hobbys gefunden!

Mein Opa mütterlicherseits konnte, und meine Oma väterlicherseits kann in Stenografie, also Kurzschrift, schreiben. Das hat mich schon immer schwer beeindruckt und ich fand die Idee in Sprechgeschwindigkeit eine Art Geheimschrift schreiben zu können immer faszinierend, deshalb habe ich meine Oma mal gebeten mir Übungshefte von ihr zu geben. Die lagen dann ein paar Jahre unbenutzt bei rum, aus Mangel an Zeit oder ich weiß auch nicht so genau warum… Die Übungshefte habe ich jedenfalls mitgebracht nach Costa Rica und habe fast jeden Tag fleißig geübt und bin inzwischen bei der dritten Stufe der Stenografie angekommen. (:

Außerdem habe ich gelernt, wie man verschiedene Zauberwürfel/ Rubik‘s Cubes löst, wie ich schon vorher mal geschrieben habe. Ich habe gelernt viele Gerichte zu kochen, sowohl deutsche, als auch Costa-Ricanische und ich spreche inzwischen fließend Spanisch.

Ich habe mir angewöhnt regelmäßig Sport zu machen und mich nicht mehr wie früher warm, sondern jetzt kalt zu duschen (was viele Vorteile hat: es geht schneller, man spart Wasser, man leistet einen kleinen Beitrag für die Umwelt, es regt die Durchblutung an …).

Aber ich glaube, das Wichtigste was ich gelernt habe, ist, das was ich habe, wertzuschätzen. Ich habe auch schon vorher vieles wertgeschätzt, aber wenn man etwas eine Zeit lang nicht hat oder weniger hat als normalerweise, dann wird einem erst so richtig bewusst, wie viel Glück man eigentlich hat es zu haben. Ein Beispiel: Man weiß erst, wie schön es ist keine Zahnschmerzen zu haben, wenn man Zahnschmerzen hat, falls ihr versteht was ich meine. (;

Das kann man auf alles Mögliche beziehen, von Familie, Gesundheit, Freiheit, Essen etc. über Autonomie, bis hin zu Wärme und Liebe.

Ich glaube, dass ich das alles und vieles mehr jetzt noch viel mehr wertschätzen und genießen kann, als früher.