Jetzt ist mein Jahr in Costa Rica vorbei. Ich bin seit guten drei Wochen zurück in Deutschland und habe mich hier wieder eingelebt. Trotzdem bin ich noch voll von Erfahrungen und Eindrücken, die ich im letzten Jahr in Costa Rica gesammelt habe.
Ich möchte in diesem Text ein bisschen auf mein Jahr zurückblicken und Euch eine kleine Zusammenfassung geben.
Wenn ich jetzt über mein Auslandsjahr nachdenke, kommt es mir so vor, als wäre das Jahr sehr schnell vergangen: Erst vor kurzem habe ich noch voller Vorfreude auf Costa Rica gesteckt und mich ausgiebig vorbereitet, jede Menge recherchiert, mich über Land und Leute informiert und meine Koffer gepackt. – Und jetzt bin ich schon wieder zurück in Deutschland!
Aber wenn ich dann in meinen Gedanken alles nochmal durchgehe, dann war es doch auch ein sehr, sehr langes Jahr: Ich habe extrem viele Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, die nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind. Ich habe viel Positives aber auch Negatives erlebt. Oft kam ich in herausfordernde Situationen, in denen ich meine Komfortzone überwinden musste. Doch das alles hat mich extrem bereichert, sowohl die schwierigen Momente, als auch die glücklichen!
Die Zeit in Costa Rica hat mich in vielem bestärkt, was mich schon immer begeistert hat, wie zum Beispiel Herpetologie. Gleichzeitig wurde aber auch meine Begeisterung für vieles neu geweckt und ich habe neue Interessen und Hobbys entdeckt, unter anderem das Tauchen.
Ich bin sehr froh, ein Auslandsjahr gemacht zu haben und somit so viel erlebt zu haben. Ich bin allen sehr dankbar, die mir dieses Jahr ermöglicht haben, die mir Türen geöffnet haben, die mich unterstützt haben, die meine Erlebnisse geteilt haben und natürlich denen, die fleißig meinen Blog verfolgt haben! (; Ich werde weiterhin von meinen Erfahrungen profitieren, weiter an ihnen wachsen und noch jede Menge Geschichten von meinem Jahr in Costa Rica erzählen.
Ich freue mich darauf Euch alle wiederzusehen und mit Euch meine Erfahrungen und Geschichten zu teilen! Liebe Grüße Jasmin
ich hoffe es geht euch allen sehr gut. Ich habe wunderschöne letzte Wochen in Costa Rica verbracht und bin jetzt wieder gut in Deutschland angekommen. In den letzten Wochen konnte ich leider keine Blogbeiträge mehr schreiben, da mein Computer die Feuchtigkeit Costa Ricas nicht überlebt hat und ich zusätzlich sehr viel unterwegs war. Deshalb schreibe ich erst jetzt, nach meiner Rückkehr, die Blogbeiträge der letzten Zeit:
Bei meiner ersten Gastfamilie
Analía wohnt in der Nähe meiner ersten Gastfamilie. Da dachte ich, dass ich dass ich von ihr aus mal die Familie von Douglas besuchen gehen kann. Das habe ich dann auch für zwei Tage gemacht. Es war sehr schön alle wiederzusehen und auch nochmal in der Gegend rumzulaufen. Meine Gastfamilie hat mich gefragt, was ich gerne machen möchte und ich habe mir gewünscht einen Ausflug zu einem Orchideenwald zu machen, in dem ich schon einmal war, der Ausflug war richtig schön.
Frucht, schmeckt wie eine Mischung aus Trauben und HeidelbeerenOrchideeOrchideeOrchideeOrchideeOrchidee
Nachtwanderung Sarapiquí
Über ein paar Ecken habe ich einen Hobby-Herpetologen kennengelernt, mit dem ich in Sarapiquí auf Nachtwanderung war. Das war eine extrem erfolgreiche Nachtwanderung. Ich habe jede Menge Arten gesehen, von denen ich auch viele Fotos machen konnte. Es war sehr schön, aber auch richtig anstrengend, weil wir die ganze Nacht durchgelaufen sind und zwar querfeldein durch den Wald. Aber es hat sich definitiv gelohnt. Meine Highlights waren der Crowned Treefrog (Anotheca spinosa) und der Ghost Glass Frog.
Als wir mit der Nachtwanderung fertig waren, ging die Sonne bereits aufAnotheca spinosaAnotheca spinosaCaracoleraCraugastor nobleiDuellmanohyla rufioculisEyelash PitviperEyelash PitviperHyalinobatrachium talamancaeHyalinobatrachium talamancaeHyalinobatrachium talamancae, sogar das Herz ist sichtbarPristimantisSachatamia ilexSachatamia ilexSchlangeVogelspinne
Coprot
Mein letztes Freiwilligenprojekt war in Coprot, das ist ein Schildkrötenrettungsprojekt. Es war eines von meinen Lieblings-Freiwilligenprojekten. Die Leute dort waren alle sehr nett und näher an meinem Alter als in meinen bisherigen Projekten. Die Arbeit hat mir auch viel Spaß gemacht. Es gab, wie auch in meinem anderen Schildkrötenprojekt, viele Nacht- und Morgenpatrouillen zu machen. Sonst haben wir auch Müll am Strand gesammelt und recycelt und einen Garten angelegt, das Ziel des Projektes ist nämlich Selbstversorgung. Sehr schön waren die Teambuilding-Activities, die wir gemacht haben und das gemeinsame Kochen. Dort gab es kein Internet. Coprot ist auf der Halbinsel Osa und es ist wirklich im Nichts, man konnte mit einer Art privatem Bus nur zwei Mal pro Woche an- und abreisen, in dem Zuge wurde auch das Essen geliefert. So abgeschieden von der Zivilisation war ich noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich habe beschlossen einen Tauchschein zu machen. Den habe ich von Drake Bay aus gemacht und wir sind dann immer mit einem Boot zur Isla del Caño gefahren. Der Tauchkurs ging drei Tage lang. Am ersten Tag habe ich ein bisschen Theorie gelernt und Übungen in einem Pool gemacht. Die anderen beiden Tage waren wir bei der Insel tauchen. Das war eine richtig tolle und beeindruckende Erfahrung! Einerseits das Gefühl, wenn man unter Wasser atmen kann und andererseits natürlich die beeindruckende Unterwasserwelt! Es war so toll zwischen bunten Fischen, Haien, Rochen etc. zu tauchen. Die Tiere waren überhaupt nicht scheu, man konnte dicht an ihnen schwimmen und statt zu flüchten sind sie einfach weiter geschwommen.
Der Tauchkurs war ein bisschen stressig, weil ich zusätzlich zu meinen Praxisübungen ein ganzes Übungsbuch durcharbeiten musste, zum Glück lief die Theorieprüfung gut.
Beim Tauchkurs
Außerhalb vom Tauchkurs haben wir auch ein paar Ausflüge in Drake Bay gemacht, zum Beispiel an den Strand.
Brücke auf dem Weg zu einer Wanderung am Strand entlangStrand an der PazifikküsteStrand an der PazifikküsteTukan
Ein weiterer Ausflug in Drake Bay war eine Nachtwanderung.
Sie war sehr erfolgreich:
Nachtwanderung in Drake Bay
Glasfroschlaich in verschiedenen EntwicklungsstadienHyalinobatrachium valerioiHyalinobatrachium valerioiHyalinobatrachium valerioiOophaga granuliferaOophaga granuliferaSachatamia albomaculataSachatamia albomaculata
Weil die erste Nachtwanderung in Sarapiquí so schön war, sind wir dort nochmal auf Amphibien- und Reptiliensuche gegangen. Es war wieder sehr erfolgreich:
Zweite Nachtwanderung in Sarapiquí
Dendropsophus phlebodesGlasfroschKorallenschlangeRotaugenlaubfroschSchlangeSmilisca phaeotaSmilisca phaeotaStirnlappenbasiliskVogelspinne, die plötzlich neben meinem Motiv, einem Glasfrosch, saß
Analía, drei ihrer Kinder und ich haben einen Kurzurlaub an der Karibik gemacht.
Wir sind bis in den Süden Costa Ricas gefahren, unser Ferienort lag nahe an der Grenze mit Panama.
Wir badeten an verschiedenen Stränden, haben einen Ausflug in das „Refugio Nacional Gandoca-Manzanillo” gemacht und nahmen an einer Delfintour teil.
Das Boot hüpfte über die Wellen und das Wasser reflektierte das Sonnenlicht so stark, dass ich kaum meine Augen offen halten konnte. Wir hatten eine wunderschöne Aussicht auf das Meer, kleine Inseln und den Strand, von dem wir uns immer weiter entfernten.
Schließlich erblickten wir tatsächlich Delfine, sogar zwei verschiedenen Arten. Erst sahen wir sie nur von weitem, dann schafften wir es aber näher heranzufahren. Die Delfine schwammen in großen Gruppen, es waren auch Jungtiere dabei. Immer wieder tauchten sie auf, um nach Luft zu schnappen.
Unser Touristenguide war zwar nett und lustig, hat uns aber praktisch nichts über Delfine erklärt. Das Einzige, was er uns er Delfine erklärt hat, ist, dass ihr Gehirn langsamer arbeitet wenn sie längere Zeit unter Wasser sind.
Ich hatte das Glück, die Geburt eines Kälbchen beobachten zu können. Mit dem Auto sind wir an den Kühen von Analías Schwester vorbeigefahren. Wir sahen, dass bei einer Kuh der Geburtsvorgang gerade begann.
Ich blieb dort, um zuzuschauen:
Die Vorderhufe des Kälbchens waren schon zu sehen, während die Kuh noch auf der Wiese rumlief und graste. Nach ca. einer halben Stunde hat sie sich dann auf den Boden gelegt und man konnte die Schnauze des Kälbchen erscheinen sehen, dann erschien der ganze Kopf und ganz schnell auch der Körper des Kälbchens bis zur Hüfte. Nur die Hinterbeine haben gefehlt. Die Kuh ist aufgestanden und das ganze Kälbchen ist praktisch aus ihr herausgerutscht und mit einem Klatsch-Geräusch auf dem Boden gelandet. Es war ganz von Blut und anderen Flüssigkeiten verklebt und sah klein, schwach und verletzlich aus. Die Mutter hat es hingebungsvoll abgeschleckt, um seine Durchblutung anzuregen. Das Kälbchen sah immer lebendiger und kräftiger aus. Erst bewegte es seinen Kopf, später ist es dann immer wieder aufgestanden und hingefallen. Nach ca. dreißig weiteren Minuten schaffte es, Milch aus dem Euter seiner Mutter zu trinken und es sah plötzlich gar nicht mehr schwach und verletzlich aus, sondern richtig kräftig!
Ich fand es sehr beeindruckend, die Geburt zu sehen. Mich hat es überrascht, dass man der Kuh keine Schmerzen und auch nur wenig Anstrengung angemerkt hat.
Ich bin begeistert davon, mit welcher Hingebung und Liebe sie ihr Kleines abgeschleckt hat.
Frösche suchen
Am Samstag Abend haben Elias (einer von Analías Söhnen) und ich Frösche gesucht. Hier ein paar Fotos:
Ich bin jetzt wieder bei Analía. Mein Plan ist es, hier ungefähr einen Monat zu bleiben. Vielleicht finde ich in der Nähe einen Praktikumsplatz. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, weil es immer jede Menge Sachen gibt, die ich hier machen kann (Jícaras, Kühe melken, in den Regenwald gehen…).
Als ich hier am Mittwoch angekommen bin, hat es sich fast angefühlt wie nach Hause zu kommen: Das Haus, der Garten, das Essen – alles ist hier schon so vertraut und schön!
Kühe melken und Geschichten aus der Kindheit von Analía und ihren Schwestern
Am Donnerstag, Freitag und Montag Morgen habe ich einer Schwester von Analía geholfen die Kühe zu melken. Ich bin echt schwer beeindruckt mit welcher Geschwindigkeit und scheinbaren Leichtigkeit sie das macht, ich finde es nämlich überhaupt nicht einfach. Danach habe ich dann im Haus von Analías Schwestern gefrühstückt, in diesem Haus sind auch alle Geschwister aufgewachsen. Sie haben mir Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt: Sie haben alles Essen selbst in ihrem Garten angebaut für 15 Leute: 13 Kinder und die beiden Eltern. Das Einzige, was sie in der Stadt (Ciudad Quesada) gekauft haben war Salz und Kerosin (damit wurden die Lampen betrieben). So haben sie nicht nur Obst und Gemüse angebaut, sondern auch Kühe gehabt und alle Milchprodukte selbst hergestellt. Weitere Tiere hielten sie für die Fleischversorgung. Außerdem haben sie auch sehr aufwändige Getränke selbst hergestellt, wie Kaffee oder Kakao.
In ihrer Kindheit gab es weder Plastik (Jícaras wurden anstelle von Plastikflaschen verwendet, aus Maisblättern wurden Taschen hergestellt), noch Elektrizität. Es gab auch kaum Autos. Der Einzige im Umkreis, der ein Auto besaß machte Rundfahrten in der Stadt und verdiente sich damit ein bisschen Geld. Transportmittel waren das Pferd oder auch einfach zu Fuß gehen (ohne Schuhe). So sind sie dann auch manchmal ca. 12km barfuß bis in die Stadt gelaufen und zwar auf kleinen Waldwegen. So etwas wie eine Straße, die Cuestillas (das Dorf) und die Stadt verbunden hat, gab es damals noch nicht.
Die Schwestern haben mir auch eine Geschichte aus der Generation ihrer Eltern erzählt und zwar von dem ersten Flugzeug, das sie gesehen haben. Damals gab es ja weder Fernsehen noch Radio, noch sonstige Mittel um über den neuesten technischen Fortschritt informiert zu werden. Als die Leute also zum allerersten Mal in ihrem Leben ein Flugzeug am Himmel sahen und das laute Geräusch hörten, warfen sie sich auf den Boden und beteten. Sie dachten nämlich, das Jüngste Gericht stehe bevor, weil etwas kreuzförmiges (das Flugzeug) am Himmel flog.
Puercoespín
Unter einer Holzhütte hier ganz in der Nähe wohnt ein Säugetier, das verwandt mit dem Stachelschwein ist. Der Name der Tierart sagte mir nichts und als sie es mir zeigen wollten, habe ich nach einer Beschreibung des Aussehens gefragt. Es klang für mich so, wie als sei das Tier ähnlich an einem Stachelschwein, aber ein Stachelschwein konnte es nicht sein, da es in Mittelamerika keine gibt und Stachelschweine keine gelben Stacheln haben. Das Tier, das ich dann gesehen habe, ähnelt einem Stachelschwein und ist auch mit ihm verwandt. Sie gehören beide zur gleichen Teilordnung. Es heißt Puercoespín und das bedeutet sogar übersetzt Stachelschwein, aber der deutsche Name für diese Tierart ist Mittelamerikanischer Baumstachler. Mich hat dieses Tier auf jeden Fall sehr beeindruckt weil ich es noch nie vorher gesehen hatte – noch nicht einmal auf Fotos.
Bild vom Baumstachler
Ausflug in den Regenwald
Am Samstag haben wir einen Ausflug in den Regenwald gemacht, dort habe ich jede Menge Erdbeerfröschchen gesehen und andere Tiere wie zum Beispiel Brüllaffen.
Erdbeerfröschchen sitzt in einem PilzErdbeerfröschchen sitzt in einem Pilz (von vorne)
An einer Stelle hatte wir eine richtig schöne Aussicht auf den Vulkan Arenal.
Aussicht auf den Volcán Arenal
Rescue Center und Thermalquellen
Am Sonntag haben wir uns ein Rescue Center angeschaut. Das Center war ein bisschen verwahrlost. Ich verrmute, es hängt mit den Corona-Maßnahmen zusammen: Normalerweise kommen nämlich viele Freiwillige von Außerhalb und es scheint, als könnten sie die Arbeit ohne die Freiwilligen nicht abdecken.
Zu Mittag haben wir ein typisches Essen aus der Karibik gegessen: Rice and Beans, die werden mit Kokosnuss gekocht und mit einer süßen, scharfen Kokossauce gegessen. Normalerweise wird dazu Hühnchen gegessen, ich habe aber es aber mit Gemüse bekommen.
Nachmittags waren wir in Thermalbecken baden. Das Wasser ist warm, weil es in der Nähe des Vulkans entspringt, die Temperatur betrug je nach Becken zwischen 30 und 45 ℃. Das war ganz schön heiß aber sehr angenehm, da es geregnet hat. Die Becken waren mitten im Wald, an ihnen ist ein Fluss vorbeigeflossen.
Ich mache gerade ein vierwöchiges Praktikum im Rescate Wildlife Rescue Center.
Es ist in drei Abteilungen unterteilt:
Rescue Center: In dieser Abteilung arbeite ich mit. Hier werden verletzte Tiere oder Tierbabys, die ohne ihre Eltern aufgefunden wurden, hingebracht. Diese Tiere werden medizinisch versorgt und aufgezogen. Abhängig von der Tierart, der Verletzung usw. kommt ein Tier für ein paar Wochen in Quarantäne. Wenn das Tier ausgewachsen und von der Krankheit oder Verletzung geheilt ist, wird eine Entscheidung darüber getroffen, ob das Tier wieder ausgewildert werden kann oder die Verletzungen so schwerwiegend waren, dass es bleibende Schäden hat und nicht überlebensfähig in der Natur wäre.
Lifetime Sanctuary: Das Lifetime Sanctuary ist der Teil des Rescue Centers, den Besucher_Innen besuchen können. Alle Tiere die aufgrund von Verletzungen körperliche Einschränkungen haben und deshalb nicht freigelassen werden können bleiben hier. In möglichst großen Käfigen soll ihnen ein schönes Leben ermöglicht werden. Ein Beispiel dafür ist ein Tukan namens Grecia, dem ein Teil des Schnabels fehlt und der sich in der Natur vermutlich nicht selbständig Nahrung besorgen könnte. Andere Tiere bleiben hier weil sie ihr Leben lang in Gefangenschaft gehalten wurden und dort Traumata erlitten haben oder nicht fähig sind, sich selbst Nahrung zu beschaffen.
Rehabilitation Center: Soweit ich weiß gibt es zwei verschiedene Orte in Costa Rica, wo die Tiere freigelassen werden. Vielleicht darf ich auch mal für ein paar Tage dort hingehen und mitarbeiten!
Ich arbeite, wie schon gesagt, im Rescue Center. Dort gibt es sehr viele Papageien und andere Vögel, aber auch Reptilien, Amphibien und Säugetiere. Den Großteil der Arbeit macht das Reinigen von Käfigen und Gehegen aus, außerdem die Zubereitung von Futter. Am meisten Spaß machen mir die Arbeiten, die nur einen kleinen Teil der Zeit ausmachen, dazu gehört den Tieren das Futter zu bringen und die Affen und Faultiere für die Nacht in das Gebäude reinzutragen bzw. für den Tag in ihren Außenkäfig zu bringen.
Eines der Monitoring-Projekte von Reserva Playa Tortuga sind die Kaimane. Es werden sowohl Kaimane auf dem Reservatgelände gefangen um sie zu messen, markieren usw., als auch von anderen Grundstücken, von Leuten, die keine Kaimane bei sich auf dem Anwesen haben wollen und diese dann einfangen und herbringen bzw. einfangen lassen.
Hier werden die Kaimane dann ausgemessen; Kopf-Rumpf-Länge, Gesamtlänge, Bauchumfang, Abstand zwischen den Augen usw. und alles wird sorgfältig notiert. Außerdem werden die Kaimane markiert, entweder mit einer Metallplakette, wie bei den Schildkröten, die am Schwanz befestigt wird oder die Schwanzschuppen werden nach einem bestimmten Konzept eingeritzt, so dass bei allen markierten Kaimanen das „Muster“ unterschiedlich ist und man somit die Individuen unterscheiden kann.
Markierungen zur WiedererkennungKaiman
Auf Froschsuche
In letzter Zeit war ich manchmal abends auf Froschsuche, das hat mich viel Überredungsarbeit gekostet, weil die meisten Costa Ricaner_Innen der Meinung sind, dass es als junge Ausländerin zu gefährlich sei, abends alleine unterwegs zu sein. Deshalb darf ich nur einen bestimmten Weg gehen, wenn ich alleine unterwegs bin. Auf der Strecke gibt es nicht viele Froscharten und bisher habe ich auch noch keine Art gesehen, die neu für mich ist, aber es macht mir trotzdem Spaß!
Túngara-Frog
Ich finde meistens mehr Insekten als Frösche, diese fotografiere ich aber auch gerne:
Am Freitag waren wir mit einem Bötchen auf einem Fluss unterwegs, um nach Krokodilen zu suchen. Mit Erfolg: Wir haben sechs Krokodile zwischen 1,5m und 3m Länge gefunden. Leider habe ich keine Fotos, denn die Krokodile waren ziemlich scheu. Sie sind immer abgetaucht, wenn wir mit dem Boot näher kamen, wir kamen höchstens auf 50m nah ran.
Fluss, von dem aus wir die Krokodile sahen
Aber ich den Mangrovensumpf fotografiert, durch den wir gefahren sind, der ist wunderschön!
MangrovensumpfDas sind die Bötchen, mit denen wir zwischen Kokospalmen gefahren sind.
Ich habe ein Foto von dem Strand gemacht, der hier ans Reservat angrenzt: „Playa Tortuga“ (=Schildkrötenstrand).
Playa Tortuga =Schildkrötenstrand
Ein weiteres Highlight war das Foto von einer weißen Fledermaus, die zum ersten Mal hier im Reservat gesehen wurde.
In diesem Blogbeitrag möchte ich nochmal davon erzählen, wie der Schutz der Meeresschildkröten abläuft:
Die ganze Nacht über, angefangen von 20 Uhr abends bis fünf Uhr morgens, patrouillieren wir zu zweit am Strand. Die Schichten sind zwischen drei und vier Stunden lang. Die Teams laufen den Strand ab und suchen nach Spuren einer Meeresschildkröte bzw. nach einer Meeresschildkröte.
Spur gefunden!
Findet man eine Spur, dann folgt man dieser, stochert mit einem Stock an der Stelle des Nests herum und an dem Punkt, an dem man mit dem Stock einsackt weiß man, dass das Nest ist, da dort der Sand lockerer ist. Wenn wir Glück haben, wurde das Nest noch nicht ausgeraubt, die Eier sind noch da und wir können sie rausholen.
Eier rausholen
Die Eier werden dann gezählt und in einem Eimer oder einer Tüte zum „Vivero“ gebracht. Das Vivero ist eine Art Sandkasten, der in gleich große Quadrate eingeteilt ist, in die jeweils ein Schildkrötennest kommt. Das Vivero ist mit einem Schloss gesichtert, damit niemand Unbefugtes reinkommt, um die Schildkröteneier zu stehlen. Dort werden sie erneut gezählt, um sicherzugehen, dass die Zahl stimmt und wir buddeln sie in den Sand ein.
Sobald wir eine erwachsene Schildkröte (die Art, die hier an den Strand kommt heißt übrigens Oliv-Bastardschildkröte) sichten, müssen wir jede Menge Daten notieren: Kommt sie gerade aus dem Wasser, buddelt sie das Loch, legt sie die Eier, verschließt sie das Nest oder was macht sie gerade? Viele der Schildkröten haben zwei Metallplaketten mit Nummern drauf an ihren Flossen. Diese Metallplaketten sind weltweit genormt und so können wir rausfinden, wo die Schildkröte zuletzt war und wo sie zum ersten Mal gesehen wurde. Hat eine Schildkröte nur eine Metallplakette, dann bedeutet das, dass sie die andere verloren hat. In diesem Fall wird eine neue angebracht und die neue und die alte Nummer notiert. Hat sie noch gar keine werden die zwei neuen Nummern notiert. Außerdem wird der genaue Ort des Nests mit einem GPS-Gerät gemessen, die Umgebung notiert (Meer bis Sand/ Treibholz/ Vegetation). Die Uhrzeit, Verantwortlichen usw. schreiben wir ebenfalls auf.
Die Eier werden dann auch wieder ins Vivero gebracht. Eine erwachsenes Meeresschildkröten-Weibchen kommt drei bis vier Mal im Jahr an den Strand um Eier abzulegen, jeweils im Abstand von ein bis zwei Wochen. Anfangs legt sie sehr viele Eier (oft über hundert) und beim letzten Mal viel weniger. Ich habe bereits Nester zwischen 28 und 129 Eiern gesehen, die Zahl kann also stark variieren, der Durchschnitt liegt aber bei etwa 90 Eiern.
Im Vivero sind die Eier mindestens 50 Tage bis die Jungen schlüpfen, je nach dem wie das Klima ist, dauert es aber meist länger. Als die ersten Schildkrötenbabys in dieser Saison geschlüpft sind war ich dabei, sie waren über 60 Tage lang im Sand verbuddelt.
Babyschildkröten frisch aus dem Sand
Die ersten zehn Babyschildkröten jedes Nestes werden gemessen (die Panzerlänge beträgt fast immer 41 mm) und gewogen (um die 19 g), um einen ungefähren Eindruck über ihre Maße zu bekommen.
Babyschildkröten messen und wiegen
Jetzt werden die Schildkröten gezählt, die Eierschalen gezählt, die Eier gezählt, die sich nicht entwickelt haben usw.
Eierschalen zählen
Wie viele gesunde Schildkröten schlüpfen, lässt sich nicht pauschal sagen. Von keiner Einzigen bis alle ist hier schon alles vorgekommen. Von den beiden Nestern, bei denen ich es hier mitbekommen habe, sind einmal ca. 30% geschlüpft (das Nest hatte sehr viel Regen abbekommen) und einmal ca. 95%.
Das Klima beeinflusst übrigens nicht nur, wie viele Schildkröten sich gesund entwickeln und schlüpfen, sondern auch wie bei anderen Reptilien hängt das Geschlecht von der Temperatur ab: Das nennt man „temperaturabhängige Geschlechtsdetermination”. Dafür ist ein Enzym verantwortlich, das Aromatase heißt und das männliche Geschlechtshormon Testosteron in Östrogen, das weibliche Geschlechtshormon, umwandelt. Bei Meeresschildkröten nimmt bei hohen Temperaturen die Aktivität von Aromatase zu, weshalb sich dann mehr Weibchen entwickeln. Bei niedrigen Temperaturen entstehen hingegen mehr Männchen. Das ist übrigens nicht bei allen Reptilien so auf diese Weise temperaturabhängig. Bei Krokodilen zum Beispiel ist es genau andersrum: Hier entwickeln sich bei höheren Temperaturen mehr Männchen .
Sind wir fertig mit allen Messungen, dann werden die Babyschildkröten an den Strand gebracht und in die Freiheit entlassen!
Babyschildkröten werden freigelassenBabyschildkröte auf dem Weg ins Meer