Ich bin jetzt wieder bei Analía. Mein Plan ist es, hier ungefähr einen Monat zu bleiben. Vielleicht finde ich in der Nähe einen Praktikumsplatz. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, weil es immer jede Menge Sachen gibt, die ich hier machen kann (Jícaras, Kühe melken, in den Regenwald gehen…).
Als ich hier am Mittwoch angekommen bin, hat es sich fast angefühlt wie nach Hause zu kommen: Das Haus, der Garten, das Essen – alles ist hier schon so vertraut und schön!
Kühe melken und Geschichten aus der Kindheit von Analía und ihren Schwestern
Am Donnerstag, Freitag und Montag Morgen habe ich einer Schwester von Analía geholfen die Kühe zu melken. Ich bin echt schwer beeindruckt mit welcher Geschwindigkeit und scheinbaren Leichtigkeit sie das macht, ich finde es nämlich überhaupt nicht einfach. Danach habe ich dann im Haus von Analías Schwestern gefrühstückt, in diesem Haus sind auch alle Geschwister aufgewachsen. Sie haben mir Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt: Sie haben alles Essen selbst in ihrem Garten angebaut für 15 Leute: 13 Kinder und die beiden Eltern. Das Einzige, was sie in der Stadt (Ciudad Quesada) gekauft haben war Salz und Kerosin (damit wurden die Lampen betrieben). So haben sie nicht nur Obst und Gemüse angebaut, sondern auch Kühe gehabt und alle Milchprodukte selbst hergestellt. Weitere Tiere hielten sie für die Fleischversorgung. Außerdem haben sie auch sehr aufwändige Getränke selbst hergestellt, wie Kaffee oder Kakao.
In ihrer Kindheit gab es weder Plastik (Jícaras wurden anstelle von Plastikflaschen verwendet, aus Maisblättern wurden Taschen hergestellt), noch Elektrizität. Es gab auch kaum Autos. Der Einzige im Umkreis, der ein Auto besaß machte Rundfahrten in der Stadt und verdiente sich damit ein bisschen Geld. Transportmittel waren das Pferd oder auch einfach zu Fuß gehen (ohne Schuhe). So sind sie dann auch manchmal ca. 12km barfuß bis in die Stadt gelaufen und zwar auf kleinen Waldwegen. So etwas wie eine Straße, die Cuestillas (das Dorf) und die Stadt verbunden hat, gab es damals noch nicht.
Die Schwestern haben mir auch eine Geschichte aus der Generation ihrer Eltern erzählt und zwar von dem ersten Flugzeug, das sie gesehen haben. Damals gab es ja weder Fernsehen noch Radio, noch sonstige Mittel um über den neuesten technischen Fortschritt informiert zu werden. Als die Leute also zum allerersten Mal in ihrem Leben ein Flugzeug am Himmel sahen und das laute Geräusch hörten, warfen sie sich auf den Boden und beteten. Sie dachten nämlich, das Jüngste Gericht stehe bevor, weil etwas kreuzförmiges (das Flugzeug) am Himmel flog.
Puercoespín
Unter einer Holzhütte hier ganz in der Nähe wohnt ein Säugetier, das verwandt mit dem Stachelschwein ist. Der Name der Tierart sagte mir nichts und als sie es mir zeigen wollten, habe ich nach einer Beschreibung des Aussehens gefragt. Es klang für mich so, wie als sei das Tier ähnlich an einem Stachelschwein, aber ein Stachelschwein konnte es nicht sein, da es in Mittelamerika keine gibt und Stachelschweine keine gelben Stacheln haben. Das Tier, das ich dann gesehen habe, ähnelt einem Stachelschwein und ist auch mit ihm verwandt. Sie gehören beide zur gleichen Teilordnung. Es heißt Puercoespín und das bedeutet sogar übersetzt Stachelschwein, aber der deutsche Name für diese Tierart ist Mittelamerikanischer Baumstachler. Mich hat dieses Tier auf jeden Fall sehr beeindruckt weil ich es noch nie vorher gesehen hatte – noch nicht einmal auf Fotos.

Bild vom Baumstachler
Ausflug in den Regenwald
Am Samstag haben wir einen Ausflug in den Regenwald gemacht, dort habe ich jede Menge Erdbeerfröschchen gesehen und andere Tiere wie zum Beispiel Brüllaffen.


An einer Stelle hatte wir eine richtig schöne Aussicht auf den Vulkan Arenal.

Aussicht auf den Volcán Arenal
Rescue Center und Thermalquellen
Am Sonntag haben wir uns ein Rescue Center angeschaut. Das Center war ein bisschen verwahrlost. Ich verrmute, es hängt mit den Corona-Maßnahmen zusammen: Normalerweise kommen nämlich viele Freiwillige von Außerhalb und es scheint, als könnten sie die Arbeit ohne die Freiwilligen nicht abdecken.
Zu Mittag haben wir ein typisches Essen aus der Karibik gegessen: Rice and Beans, die werden mit Kokosnuss gekocht und mit einer süßen, scharfen Kokossauce gegessen. Normalerweise wird dazu Hühnchen gegessen, ich habe aber es aber mit Gemüse bekommen.
Nachmittags waren wir in Thermalbecken baden. Das Wasser ist warm, weil es in der Nähe des Vulkans entspringt, die Temperatur betrug je nach Becken zwischen 30 und 45 ℃. Das war ganz schön heiß aber sehr angenehm, da es geregnet hat. Die Becken waren mitten im Wald, an ihnen ist ein Fluss vorbeigeflossen.